Anfang des 20. Jahrhunderts war das Automobil eher ein teures Hobby für Adel und Großbürgertum. Um die zahlungskräftige Kundschaftzu begeistern und neue Kundenkreise anzusprechen, wurden schon früh Ausfahrten veranstaltet, mit denen die Alltagstauglichkeit und Zuverlässigkeit der noch neuen Erfindung veranschaulicht
werden sollte.
Die Internationale Alpenfahrt
Einer dieser Wettbewerbe war die Internationale Alpenfahrt, die 1910 erstmals vom Österreichischen Automobil Club (ÖAC) veranstaltet wurde.
Schnell erarbeitete sich die Alpenfahrt den Ruf der schwersten Prüfungsfahrt für Tourenwagen. Auf oft unbefestigten Straßen mit steilen Anstiegen wurden die teilnehmenden Fahrzeugen und ihren Fahrern einiges abverlangt. Allein das Ziel zu erreichen galt schon als Erfolg. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Alpenfahrt zum festen Termin in den Rennkalendern geworden.
Während des Ersten Weltkrieges ruhten die Alpenfahrten und erst im August 1928 gelang es Clubs aus Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz eine neue Internationale Alpenfahrt zu veranstalten.
Gleich bei der ersten Fahrt der Neuauflage konnten die vergleichsweise kleinen Brennaborwerke die ersten Erfolge erzielen.
Der Leiter der Brennabor-Mannschaft, Fritz Backasch gewann den Ersten Platz in der Drei-Liter-Klasse auf seinem Brennabor Typ A, seine Kollegen Hans Niedlich und Fritz Lehnert belegten weitere Plätze. Bakasch hatte schon zwei Jahre zuvor den elften Platz beim Grand Prix auf der Berliner Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße (AVUS) für Brennabor errungen.
Die A.D.A.C. Reichs- und Alpenfahrten
Eine weiterer populärer Wettbewerb waren die Fahrten, die der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) organisierte. Neben den „Gebrauchs- und Zuverlässigkeitsfahrten“ des Clubs erfreute sich vor allem die seit 1921 durchgeführte „Reichs- und Alpenfahrt“ großer Beliebtheit. Auch hier waren die Brennaborwerke erfolgreich und natürlich wurden die Erfolge auch in der Werbung genutzt, so z.B. der im Jahr 1928 auf der Reichs- und Alpenfahrt errungene Team-Preis für drei Brennabor-Limousinen in serienmäßiger Ausstattung. Ab den 1920er-Jahren traten Autorennen im engeren Sinne neben die Touren, war doch die Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge inzwischen hinreichend belegt. Auch auf diesem Gebiet waren die Brennaborwerke bald erfolgreich.
Prinz-Heinrich-Fahrten 1908–1911
Im Jahr 1907 stiftete Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen den Preis für einen Tourenwagen-Wettbewerb: Ein 13,5 Kg schweres Tourenwagenmodell aus reinem Silber. Erhalten sollte es der Sieger der nach ihm benannten Wettfahrt. Prinz Heinrich, ein Bruder Kaiser Wilhelms II. war selbst begeisterter Rennfahrer. Für die Brennaborwerke setzte sich der Sohn des Firmengründers, Carl Reichstein jr. höchstpersönlich hinter das Steuer! Im Jahr 1909 gewann er die Bronzeplakette. Neben dem Rennerfolg waren aber auch die technischen Erkenntnisse wichtig, die Carl Reichstein als Konstrukteur in den Bau der Serienfahrzeuge einfließen ließ. Die Renn-Fahrzeuge zogen übrigens auch den Spott des Publikums auf sich, es war von „fahrbaren Badewannen“, „Riesenrollschuhen“ und „rennenden Torpedos“ die Rede.
Russische Kaiserpreisfahrt 1911
Diese anspruchsvolle Ausdauerfahrt führte auf über 2.200 Kilometern quer durch das russische Reich, von St. Petersburg bis zum heute ukrainischen Sewastopol auf der Krim. Auch hier ließ es sich Carl Reichstein jr. nicht nehmen, selbst das Steuer eines der Brennabor-Fahrzeug zu übernehmen. Mit großem Erfolg!