Brennabor – Deutschlands größte Automobilfabrik

Aufstieg und Absturz eines Automobilpioniers

Im Jahr 1908 konstruierte Carl Reichstein jun. das erste Brennabor-Automobil. Angetrieben wurde es von einem Fafnir-Motor mit 8 PS. Auch der zweite, mit 12 PS etwas stärkere Kleinwagen, den Brennabor 1908 auf den Markt brachte, besaß ein Triebwerk von Fafnir. Ab 1910 verkauften die Brennabor-Werke mit dem Typ B1 Fahrzeuge mit eigenen Motoren.

Der Absatz entwickelte sich sehr zufriedenstellend. Die Brennabor-Wagen standen in dem Ruf, preiswert und zuverlässig zu sein. Mehrere Auszeichnungen auf internationalen Wettfahrten taten ihr übriges.

Einen starken Aufschwung erlebte die Automobilproduktion in der Weimarer Republik. Alleine vom P-Modell, ein robuster, mittelkräftiger Wagen, wurden 1923 monatlich über 100 Exemplare verkauft. Bis zur Mitte der 1920er-Jahre stieg Brennabor zum größten Automobilproduzenten auf.

Kurz nach diesem Höhepunkt setzte jedoch ein starker Konkurrenzdruck ein. Vor allem die Adam Opel AG begann, dank des amerikanischen Kapitals, mit der Massenproduktion preiswerter Klein- und Mittelklassewagen. Trotz modernster Fabrikationsanlagen, konnte Brennabor mit den gewaltigen Produktionskapazitäten der Opel AG nicht mithalten. 1927/28 behauptete Brennabor noch den zweiten Platz. Neue Modelle wie „Ideal“, „Juwel 6“ und der „Juwel 8“ sollten die Marktstellung festigen. Alle drei waren nicht nur ausgesprochen schön gestaltet, sie verfügten auch über zahlreiche technische Neuerungen, die das Fahren angenehm und die Fahrzeuge wartungsfreundlich machten. Durch die Entwicklung eines Baukastensystems konnten zudem die Produktionskosten und damit der Verkaufspreis gesenkt werden. In der Fachwelt wurden die neuen Modelle sehr gelobt, doch die Kundschaft wollte entweder sehr luxeriöse oder sehr preiswerte Fahrzeuge kaufen. Beides konnte Brennabor nicht bedienen, die Umstellung auf die Produktion von Kleinwagen (die Typen C und D) kam zu spät.

Die Verluste der PKW-Sparte brachten das gesamte Unternehmen in Gefahr, im Herbst 1931 wurde es zahlungsunfähig. Zwar konnte der Betrieb 1932 durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erhalten werden, doch Ende 1933 wurde die PKW-Produktion endgültig still gelegt.

Übersicht über die Brennabor-Automobile (nicht vollständig!):

Typ Bauzeit Gesamtzahl ca.
Brennabor Kleinwagen 6/8 PS 1908 – 1910
Brennabor Kleinwagen 6/12 PS 1908 – 1910
Brennabor Kleinwagen 10/24 PS 1909 – 1910
Brennabor Typ B [I] 1911 – 1913
Brennabor Kleinwagen L 4 1911 – 1914
Brennabor Kleinwagen F 8 1911 – 1914
Brennabor Kleinwagen G 4 1911 – 1914
Brennabor Kleinwagen M 3 1914
Brennabor Typ B [II] 1911 – 1914
Brennabor Typ G 1911 – 1914
Brennabor Typ F 1911 – 1914
Brennabor Typ F5 1911 – 1914
Brennabor Typ M 1911 – 1914
Brennabor Typ P 1919 – 1925 10.000
Brennabor Typ S 1922 – 1925 3.000
Brennabor Typ R 1925 – 1928
Brennabor Typ AL 1927 – 1929
Brennabor Typ Z 1928 – 1929 10.000
Brennabor Ideal 1929 – 1933 10.000
Brennabor Juwel 6 1929 – 1932 3.000
Brennabor Juwel 8 1930 – 1932 100
Brennabor Typ C 1931 – 1932 1.000
Brennabor Typ D 1933 1.000
Brennabor Typen E und F (Prototypen, Null-Serie) 1933 200

 

Brennabor IDEAL und Brennabor TYP R vor dem Industriemuseum Brandenburg (2006)