Im Jahr 1871 gründeten die Brüder Adolf, Carl und Hermann Reichstein ein kleines Unternehmen zur Herstellung von Kinderwagen. Mit Erfindergeist und Geschäftssinn machten es die Brüder noch vor der Jahrhundertwende zu einer der größten Kinderwagenfabriken Europas. Von diesem Erfolg beflügelt begannen Anfang der 1880er erste Versuche mit der Fahrradherstellung, bald verließen hundertaussende Fahrräder die Brandenburger Werkshallen. Bis 1911 erweiterte sich die Produktpalette noch um Automobile und Motorräder. Anfang der 1920er-Jahre war Brennabor der größte Automobilhersteller Deutschlands. Doch die Weltwirtschaftskrisen erreichten auch den erfolgreichen Familienbetrieb, 1932 reichten die Mittel nicht mehr aus, die Schuldenlast des Unternehmens führte zum Bankrott. Die Firma überlebte als Aktiengesellschaft, doch mit der Herstellung von Automobilen war spätestens 1934 endgültig Schluss.
Schwere Schuld lud die Brennabor AG in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auf sich. Im Stammbetrieb und dem eigens gegründeten Rüstungsbetrieb wurden tausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus vielen Ländern ausgebeutet.
Am Ende des Krieges wurden die Werkshallen an der heutigen Geschwister-Scholl-Straße schwer beschädigt. Nach der Befreiung im Mai 1945 griffen schnell die Befehle der Alliierten zur Bestrafung der Kriegsverbrecher: Brennabor wurde demontiert, das Vermögen, Grundstücke und Immobilien wurden enteignet. Das Kapitel Brennabor in Brandenburg war beendet.
Seit dem August 2002 zeigt das Industriemuseum Brandenburg an der Havel in seiner Ausstellung „Brennabor in Brandenburg“ die Geschichte des Unternehmens anhand zahlreicher liebevoll restaurierter Fahrzeuge, Kinderwagen, Fahrräder und Motorräder.
Die drei Gründer der Gebr. Reichstein Brennabor-Werke